Cimbria – deutsche Titanic und Titanic der Moderne

Friedrich Nietzsche sagte einmal: „Unsere Zeit ist von einem historischen Fieber besessen.“ Diese Aussage wurde eigentlich zu einer Prognose, die sich heute in besonderem Maße erfüllt. Hiervon zeugt auch die Wiederentdeckung des Unglücks der „Cimbria“. Bis zum Untergang der „Titanic“ galt es als größte zivile Schiffskatastrophe. Die „Cimbria“ war eine deutsche „Titanic“. Norbert Grohs und Andreas Peters verbinden in ungewöhnlicher Weise die Reise zu deren Artefakten und Geschichten mit der Reise von Cimbria Operations bei der Aneignung bestimmter Schätze des Meeres. Aus einem einfachen Bergungsprojekt wurde so eine sozialkulturelle Unternehmung, in der unterschiedlich interessierte und profilierte Partner kreativ zusammenwirken. Mit der raschen Entstehung eines größeren Netzwerks (Journalisten, Politiker, Museumsfachleute, Maler, Fotografen, Theaterleute, Sänger, Komponisten, Archäologen, Historiker, Philosophen, Meereskundler, Techniker u. a.) sind inzwischen grundlegende Voraussetzungen gegeben, um künftig nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Die Kritik Nietzsches an einem Übermaß von historischem Sinn beachtend, unterscheidet sich die Darstellung grundsätzlich von einer Vorgangsbeschreibung und Ereignisgeschichte. Im Dreiklang „Erinnern, Vermitteln, Gestalten“ hält und bereichert das Buch den Leser in produktiven Spannungen zwischen Wandel und Kontinuität, Vergangenheitsbild und Gegenwartsbezug, kulturellem Erbe und Zukunftsorientierung, Kunst und rationaler Erkenntnis, wissenschaftlicher Forschung und lebendiger Anschauung. Der Spannungsbogen führt schließlich zu einem sensationellen Fazit. Obwohl die „Cimbria“ keine „unendliche Geschichte“ wurde, stellt sie in wesentlichen Bezügen die eigentliche „Titanic“ der Moderne dar. Die Aufdeckung ihres Schicksals kann Menschen heute lehren, eigene Geschicke besser zu beeinflussen und achtsamer mit zu gestalten.